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Forscher schlagen große Wellen

Spezialkran baut Test-Deiche für Wellen­versuchs­anlage in Delft

von | 28 Mai 2015


4,5 Meter hohe Wellen rollen den fast 300 Meter langen Kanal entlang. Gewaltige Wasser­massen, in Bewegung gesetzt von der größten Wellen­maschine der Welt. Donnernd schlägt die Brandung auf den im Kanal errichteten Deich. Wird er halten? Welche Kräfte wirken wo? Lässt sich durch andere Sand- und Gesteins­zusammen­setzung die Festigkeit noch weiter verbessern? Deltares misst, analysiert und berät mit seinen Erkenntnissen Küsten­staaten auf der ganzen Welt beim Schutz gegen Natur­katastrophen und Über­schwem­mungen. In Delft baut das Nieder­ländische Forschungs­institut zur Zeit einen neuen Wellen­kanal, um anhand künstlicher Wellen Deiche und Wellen­brecher unter realistischen Bedingungen testen zu können. Nicht nur der Kanal an sich, auch der für die Anlage benötigte Portal­kran ist eine spektakuläre Sonder­anfertigung. Der nieder­ländische Kran­bau­partner von STAHL CraneSystems, CraneBuilders, nahm den Spezial­kran bereits im Herbst 2014 in Betrieb. Die feierliche Ein­weihung der Versuchs­anlage ist für den Sommer 2015 vorgesehen.

Zum Errichten der Test-Deiche nutzt Deltares einen eigens für diesen Zweck entwickelten Portal­kran, der sich über die gesamte Länge des Beckens verfahren lässt. Eine seiner Aufgaben besteht darin, mit Hilfe eines Greifers Sand und Gestein präzise im Kanal zu platzieren. Aus seiner verfahr­baren Kabine hat der Kran­führer stets alles im Blick: die Lade­fläche des LKWs neben dem Becken genauso wie den Grund des Kanals, der sich rund 20 Meter unter ihm befindet. Beim Er­richten der Test-Deiche ist schnelles und genaues Arbeiten gefragt. STAHL CraneSystems konstruierte eigens für diesen Zweck einen speziellen Greifer-Seil­zug auf Basis des SH 6, allerdings als TwinDrive-Konzept: Mit zwei Seil­trommeln und zwei Hub­motoren erreicht dieser Seilzug die gewünschte Hub­geschwindig­keit von bis zu 25 m/min. Durch eine neu entwickelte Ein­scherung, bei der die Aus­gleichs­rolle nicht zwischen, sondern waag­recht neben den Seil­zügen sitzt, konnte STAHL CraneSystems die Bau­höhe im Ver­gleich zum Standard-Seil­zug um 30 % verringern. Der Betrieb mit zwei Hub­werken ermöglicht zudem eine kontrol­lierte, stabile Be­wegung der Greifer­schaufel.

Ein zweiter, ebenfalls innerhalb des Portal­krans platzierter Seil­zug dient dazu, kleinere Bau­fahr­zeuge auf den Grund des Kanals zu heben. Beide Seil­züge lassen sich per Fern­steuerung zum Tandem­betrieb koppeln und synchron bedienen. Dies ist nötig, um die 20 Tonnen schwere, stählerne Begrenzungs­wand zu platzieren, mit der das Becken für einzelne Versuche verkürzt werden kann.

Seltene Konstruktion
Bei diesem Projekt waren zwar „nur“ Trag­lasten von 12,5 t gefordert, jedoch mussten beide Hebe­zeuge eine hohe Ein­stufung (FEM 3m) vorweisen. Diese Anforderung war beim Hilfs­hub­werk in der gewünschten Bau­höhe an einem Ein­schienen­fahr­werk nicht per Standard-Hebe­zeug zu realisieren. Aus diesem Grund setzte CraneBuilders auf einen Seilzug AS 7 und ließ von STAHL CraneSystems ein spezielles Ein­schienen­fahr­werk konzipieren, sodass der Seil­zug nun kompakte Ab­messungen mit einer hohen Ein­stufung kombiniert.

Portal­kran nach Maß
Beim Berechnen der Ab­messungen konnten die Konstrukteure von CraneBuilders Finger­spitzen­gefühl beweisen: Das Kran­portal musste durch die Eingangs­tore der Wartungs­halle passen, gleichzeitig aber hoch genug sein, damit der Labor-Container unter ihm hindurch passt, der sich bei Versuchen unabhängig vom Kran auf zwei innen­liegenden Gleisen entlang des Kanals verfahren lässt.

Gut ausgelegt
Um Schütt­gut und Lasten parallel zum Kanal aufnehmen zu können, verfügt der Kran auf einer Seite des Portals über 5 Meter lange Aus­leger für Hebe­zeuge und Kran­kabine. Ein großes Gegen­gewicht auf der gegenüber­liegenden Seite des Portal­kranes verhindert das Kippen des Kranes, wenn am Aus­leger schwere Lasten gehoben werden.

Sicherer Personen­transport
Um die Wirkung der Wellen zu messen, platzieren die Deltares-Wissen­schaftler Sonden im Damm. Mit einer am Portal­kran befestigten „Power Climber“-Hebe­bühne können sie in den Kanal hinab­fahren und mühelos die gewünschten Positionen in unter­schiedlichen Höhen erreichen. Sensoren auf der Unter­seite des Personen­korbes schalten den Senk­vorgang bei Kontakt mit dem Wasser automatisch ab. Eine Sicherheits­schaltung verhindert Unfälle mit dem unter dem Portal­kran hindurch­fahrenden Labor-Container sowie den gleich­zeitigen Betrieb von Seil­zügen und Hebe­bühne. Um Mess­fehler der empfindlichen Sensoren zu vermeiden, wurde die Strom­zuführung des Kran­portals und des Labor-Containers mit Hilfe von Schleif­leitungen in 4 Meter Höhe realisiert.

Genügsamer Riese
Alle Fahr- und Hub­motoren des Portal­krans sind frequenz­geregelt und exakt zu bedienen. Die von CraneBuilders konzipierte Kran­steuerung führt an Frequenz­umrichtern und Bremsen entstehende Energie ins Netz zurück und hilft somit, den Gesamt­energie­verbrauch der Kran­anlage gering zu halten.

Im Dienst der Wissenschaft
Deiche zu bauen ist eine anspruchs­volle Aufgabe: Steigungs­winkel, Material­zusammen­setzung und Ent­fernung zum Meer müssen exakt berechnet, simuliert und erprobt werden. Als Nation, deren Fläche zu 26 Prozent unterhalb des Meeres­spiegels liegt, sind die Nieder­lande wahre Experten in Sachen Deich­bau. Bedroht durch Klima­erwärmung und steigende Meeres­spiegel investiert das Land große Summen in die Küsten- und Deich­forschung. Welche Kräfte üben Wellen auf Deiche aus und wie kann die 400 Kilometer lange Küste der Nieder­lande lang­fristig geschützt werden? Der neue Versuchs­kanal soll neue Erkenntnisse liefern. CraneBuilders und STAHL CraneSystems sind stolz darauf, Deltares durch ihren Portal­kran bei der wichtigen Forschungs­arbeit unterstützen zu können.

STAHL CraneSystems - Deltares Portalkran

Das niederländische Forschungsinstitut Deltares setzt für den Bau der Testdeiche einen speziell konstruierten Portalkran ein, der über die gesamte Länge des Beckens fährt. Eine seiner Funktionen ist es, Sand und Steine mit einem Greifer genau in der Rinne zu positionieren. Speziell für diesen Zweck hat STAHL CraneSystems einen Sonderseilzug als SH6 Twin-Antriebskonzept konzipiert: Dieser Seilzug bietet mit zwei Seiltrommeln und zwei Hubmotoren die geforderte Hubgeschwindigkeit von bis zu 25 m/min. Im Herbst 2014 hat der niederländische Kranbaupartner von STAHL CraneSystems, CraneBuilders, den maßgeschneiderten Kran in Betrieb genommen.

High-Tech Portal­kran für Spitzen­forschung in den Nieder­landen. Die Lösung von CraneBuilders ist mehr als außer­gewöhnlich.

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Dieser Seil­zug ist dafür entwickelt worden, den Wissen­schaftlern mit seinen schnellen, präzisen Hub­bewegungen beim Bau der Test-Deiche zu helfen.

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Der Seilzug SH als TwinDrive-Konzept vereint eine hohe Ein­stufung von FEM 3m und Hub­geschwindig­keiten von bis zu 25 m/min mit einer sehr geringen Bau­höhe. Die Führungs­rolle sitzt waagrecht neben dem Seilzug (oben links im Bild).

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Der kompakte Seilzug AS 7 mit Ein­schienen­fahrwerk dient als leistungs­starkes Hilfs­hub­werk.

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Die Seil­züge lassen sich im Tandem­betrieb koppeln, um beispiels­weise die Begrenzungs­wand zum Verkürzen des Kanales zu heben. Seitliche Aus­leger ermöglichen die Last­aufnahme außer­halb des Portal­kranes.

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Diese Seilzüge gibt es in keinem Katalog: STAHL CraneSystems entwickelte die Spezial­hebezeuge nach den An­forderungen von CraneBuilders und Deltares.

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Aus seiner verfahr­baren Kabine hat der Kran­führer stets alles im Blick: die Lade­fläche des LKWs neben dem Becken genauso wie den Grund des Kanals.

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